
ADFC Fahrradklima-Test 2024 - OBK mit ausbaufähigen Bewertungen / Nachholbedarf
Beim heute im Bundesverkehrsministerium vorgestellten ADFC-Fahrradklima-Test 2024 schaffte es der Oberbergische Kreis mit seinen Städten ins Mittelfeld der fahrradfreundlichsten Städte.
Alle13 Gemeinden haben im Herbst letzten Jahres an der bundesweiten Befragung teilgenommen. (Die Gemeinden Nümbrecht, Morsbach, Wipperfürth hatten leider nicht die erforderlichen Mindestteilnehmerzahl erreicht, um in die Wertung zu kommen).
Ob Zufrieden oder Unzufrieden wurde von den Oberberger Radfahrer*innen unterschiedlich beantwortet. In Gummersbach haben 63% eher Stress beim Radfahren, in Hückeswagen haben 74% eher Spaß. Bei der Akzeptanz als Verkehrsteilnehmer ist hingegen mehr als die Hälfte der Teilnehmer eher negativ in der Bewertung. Daraus folgt in der Beantwortung der Frage nach dem Sicherheitsgefühl, eine überwiegend negative Bewertung. In Gummersbach haben 88%, in Engelskirchen 81% und in Reichshof 80% der Teilnehmenden, ein sehr schlechtes Sicherheitsgefühl. Nur Hückeswagen mit 67% und Bergneustadt mit 53% sind hier eher positiv in den Angaben. Dies wird wesentlich beim Miteinander im Verkehr, besonders mit dem oft zu geringen Überholabstand, wenn ein Radweg fehlt bemängelt. Aufgrund des vorliegenden FKT 2024 fordert der ADFC Oberberg einmal mehr den flächendeckenden Ausbau des Radwegenetzes und mehr Aufmerksamkeit für das Thema bei den anstehenden Kommunalwahlen sowie in der praktischen Umsetzung in der nächsten Wahlperiode.
Vorsitzender ADFC-Oberberg, Thorsten Bandahl sagt: „Ein fahrradfreundlicher Oberbergischer Kreis ist ein Gewinn für alle Verkehrsteilnehmer, denn Radfahren reduziert den Stau, fördert die Gesundheit und schont das Klima. Oberberg hat hier noch einiges an Entwicklungspotenzial:
Die Radfahrenden bewerteten die Fahrradfreundlichkeit wie folgt:
113 Städte mit 50.000 - 100.000 Einwohnerzahl - Mittelwert 4,0 (in Klammern Bewertung 2022)
Platz 102 Gummersbach Bewertung 4,42 (4,48)
429 Städte mit 20.000 - 50.000 Einwohnerzahl - Mittelwert 3,94
Platz 327 Lindlar Bewertung 4,20 (4,14)
Platz 329 Radevormwald Bewertung 4,20 (4,16)
Platz 379 Wiehl Bewertung 4,34 (4,36)
423 Städte mit < 20.000 Einwohnerzahl - Mittelwert 3,84
Platz 37 Hückeswagen Bewertung 3,32 (3,64)
Platz 81 Waldbröl Bewertung 3,54 (3,73)
Platz 90 Bergneustadt Bewertung 3,58 (3,46)
Platz 286 Marienheide Bewertung 4,00 (4,34)
Platz 350 Engelskirchen Bewertung 4,18 (4,29)
Platz 396 Reichshof Bewertung 4,39 (4,49)
Nachholbedarf Oberberg
Damit das Radfahren in Oberberg angenehm und sicher wird, brauchen wir jetzt von den Kandidat*innen für die anstehenden Kommunalwahlen überzeugende, zukunftsfähige Mobilitätskonzepte sowie umsetzbare Lösung für konkrete Herausforderungen und einen schnellen Lückenschluss im interkommunalen Radwegenetz. Einige der aktuellen Kommunalpolitiker*innen halten nicht mehr Schritt mit den vielen jungen, innovativen Klimamanager*innen und Verkehrsplaner*innen in unseren Kommunen. Bei meinen vielen Gesprächen in den Rathäusern und an unseren Info-Ständen, erfahre ich überwiegend gute Lösungen und Ideen für eine zukunftsfähige Verkehrswende, jedoch erhalte ich auch den Hinweis - „Das geht leider nicht mit der aktuellen Politik.“
Der Kreis muss sich darüber hinaus mehr anstrengen die Prioritäten für den Radwegebau an bestehenden Landesstraßen zu verbessern oder wie es im integrierten Mobilitätskonzept des OBK zukünftig steht - seine wesentliche Aufgabe in der Scharnierfunktion wahrnehmen. Also die Rolle als Bindeglied zwischen den Kommunen übernehmen, um die interkommunalen Planung zu harmonisieren. Dies geht nur mit einer prozessorientierten Verwaltung und Kommunalpolitik, die geplante Projekte und verfügbare, begrenzte Haushaltsmittel steuert und nicht lediglich verwaltet sowie verfügbare Fördergelder auch beantragt. Im Punkto Fördergelder wäre eine Mitgliedschaft im AGFS (Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte, Gemeinden und Kreise in Nordrhein-Westfalen) sehr zu empfehlen, wie es z.B. die Verwaltung in Marienheide erkannt hat und deshalb einen Antrag erarbeitet hat, der jetzt dem Rat zur Entscheidung vorliegt.
Es helfen schon kleine Verbesserungen, wie sie teilweise bereits in einigen Kommunen umgesetzt sind und sich somit auch in den Bewertungen widerspiegeln, hierzu gehören: Konsequente Falschparkerkontrolle gegen zugeparkte Radwege, mehr Tempo 30 und eigene Lösungen für den Radverkehr an Baustellen. Mehr Fahrradschutzstreifen und Piktogrammketten sowie die Einfärbung von Gefahrenstellen auf Radwegen, Ertüchtigung von Alternativrouten im kommunalen Radwegenetz, um nur einige der „kommunalen, nicht-investiven“ Maßnahmen in der Verkehrsplanung zu benennen.
Unsere Städte liegen bundesweit auf mittleren Plätzen. Gegenüber dem Test im Jahr 2022 haben sich die Teilnehmenden geringfügig verbessert.
Die Mehrzahl der Befragten sagt, Radfahren bedeute im Kreis Gefahr und dass in jüngster Zeit kaum etwas für den Radverkehr getan wurde. Viele gute Maßnahmen der Kommunen in den vergangen zwei Jahren, sind oftmals unbemerkt geblieben. Hier muss die Aussendarstellung deutlich verbessert werden, da es wirklich gute Beispiele im Kreis gibt. Als ADFC Kreisverband sehen wir uns hier in der Verantwortung, um gemeinsam mit allen Akteuren dafür zu arbeiten.
Die Zahl der aktiven Radfahrer*innen im OBK, besonders mit Pedelec, steigt weiter und es würden noch viel mehr Menschen, die überwiegenden Fahrten zwischen 5 und 10km im Oberbergischen Kreis mit dem Rad zurücklegen, wie die Haushaltsbefragung zum „integrieren Mobilitätskonzept des OBK“ ermittelt hat. Fazit wir brauchen mehr und bessere Fahrradinfrastruktur und ein gemeinsames Ziel zum FAHRRADLAND Oberberg.
ADFC-Fahrradklima-Test bundesweit mit 213.000 Teilnahmen
Der ADFC-Fahrradklima-Test ist eine der größten Befragungen zur Zufriedenheit der Radfahrenden weltweit. Er wird vom ADFC alle zwei Jahre mit Unterstützung des Bundesverkehrsministeriums durchgeführt und fand 2024 zum elften Mal statt. Rund 213.000 Radfahrerinnen und Radfahrer haben bei diesem Durchgang abgestimmt, 21 Prozent davon ADFC-Mitglieder. 1.047 Städte kamen in die Wertung. Bei den 27 Fragen ging es darum, ob man sich auf dem Rad sicher fühlt, wie gut die Radwege sind und wie man das Miteinander im Verkehr empfindet. Damit fundierte Ergebnisse erzielt werden, müssen pro Kommune mindestens 50, bei größeren Städten mindestens 75 beziehungsweise 100 Abstimmungsergebnisse vorliegen. Die Ergebnisse des Tests haben durch die breite Bürgerbeteiligung hohe Aussagekraft und können Kommunen helfen, das Angebot für Radfahrende gezielt zu verbessern.
Über den ADFC
Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club e.V. (ADFC) ist mit über 240.000 Mitgliedern die größte Interessensvertretung der Radfahrerinnen und Radfahrer in Deutschland und weltweit.
Die detaillierten Ergebnisse des ADFC-Fahrradklima-Tests 2024 finden Sie auf www.fkt.adfc.de.